Der Begriff Dyskalkulie (griechisch: dys = schlecht; lateinisch: calculus = Rechnung) wird häufig synonym mit den Begriffen Rechenstörung, Arithmasthenie oder auch Rechenschwäche verwendet. Je nach Ansatz der einzelnen Disziplinen existieren mittlerweile unterschiedliche Theorien und Definitionen zum Thema Rechenschwäche (Dyskalkulie) sowie deren möglichen Ursachen. Es ist keine eindeutige Begriffsabgrenzung zu finden und es existiert keine einheitliche Definition der Begriffe, sondern es sind Sammelbegriffe für zum Teil sehr heterogene Störungsbilder. Die Begriffe beschreiben keine einheitlichen Phänomene, sondern subsumieren unterschiedliche Subtypen, die verschiedene Profile ihrer individuellen Stärken und Schwächen bezüglich ihrer Fähigkeiten und Fertigkeiten aufweisen.
Die Weltgesundheitsorganisation ordnet die Rechenstörungen im internationalen Krankheitsklassifikations-schema (WHO/ICD10 1999) den „umschriebenen Entwicklungsstörungen schulischer Fertigkeiten“ (F81.2) zu.
„Rechenstörung ist eine Beeinträchtigung der Rechenfertigkeiten, die nicht allein durch eine allgemeine Intelligenzminderung oder eine unangemessene Beschulung erklärbar ist. Das Defizit betrifft die grundlegenden Rechenfertigkeiten wie Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division.“
Zur Diagnose einer Rechenstörung (Dyskalkulie) muss demnach eine Diskrepanz (wie auch bei der Legasthenie/Leserechtschreibstörung) zwischen den mathematischen Leistungen und der Begabung vorliegen. Aus therapeutischer Sicht spricht man von einer Rechenschwäche, wenn wesentliche Grundlagen des mathematischen Denkens nicht oder unzureichend entwickelt sind, so dass darauf aufbauendes Wissen nicht verstanden werden kann.
Kinder mit Schwierigkeiten im Rechenerwerb haben häufig den Kardinalaspekt der Zahlen nicht verstanden. Sie haben die Zahlen nicht als Repräsentanten einer Menge begriffen, die man zerlegen und zusammensetzen kann und können daher kaum Mengen- oder Größenvorstellungen mit Zahlen verbinden. Diese Kinder verstehen Zahlen eher als „Zahlen-Alphabet“, also als eine Abfolge, bei der die einzelnen Zahlen nicht im direkten Zusammenhang miteinanderstehen. Demnach ist die Addition und Subtraktion ein Auf -und Abgehen der Zahlenreihe. Mit diesem Verständnis von Zahlen ist es den Kindern nicht möglich, das Rechnen zu erlernen. Sie müssen zählen, um ein Ergebnis zu erlangen. Dies macht deutlich, dass nicht nur eine quantitative Bewertung der Rechenleistungen ausreicht, sondern immer auch eine qualitative Analyse der Rechenwege in die therapeutische Diagnostik mit einfließen muss, um dann eine individuelle Förderplanung erarbeiten zu können. Nicht nur das Ergebnis ist in der Mathematik wesentlich, sondern insbesondere die Rechenwege müssen beachtet werden. Denn Fehlstrategien können im Anfangsunterricht noch zu richtigen Lösungen im angemessenen Zeitfenster führen, sie werden allerdings - sobald die Anforderungen steigen und der Zahlenraum erweitert wird - zu Schwierigkeiten führen.